In Basel kommt es am 3.12.1994 zu einer nationalen Demo für einen behindertengerechten ÖV.
Die Forderung nach einer rechtlichen Gleichstellung wird stärker
1983–1988
Anfang 1983 organisiert die ASKIO zusammen mit dem VCS eine 2-tägige Tagung in Luzern über das «Transportproblem Behinderter und Betagter». Den zweiten Tag widmet man dem öffentlichen Verkehr. Präsentiert werden unter anderem die Verbesserungen bei den SBB und den Busbetrieben der PTT.
Pro Infirmis beauftragt 1984 ihre kantonalen Niederlassungen, das Bedürfnis nach einer Erwachsenenbildung für geistig behinderte Menschen abzuklären und je nach Ergebnis für die Initiierung eines entsprechenden Projekts zu sorgen. Daraus entstehen kurze Zeit später in Zürich, Bern und Basel spezielle Bildungs- und Freizeitclubs für Menschen mit einer geistigen Behinderung.
Die SBB entscheidet die SBB, ab 1988 keine unbegleiteten Züge mehr einzusetzen und ein längeres Investitionsprogramm zur Erhöhung der Perronkanten auf 55 cm einzuleiten. Es wird ein ständiges Kontaktgremium zwischen den Behindertenorganisationen und den öffentlichen Transportunternehmen installiert.
1989–1991
Während einer internationalen «Independent-Living»-Konferenz in Strassburg gründen Menschen mit Behinderungen und verschiedene Selbstbestimmt-Leben-Organisationen das neue Netzwerk «European Network on Independent Living» (ENIL). Das Ziel von ENIL ist unter anderem, den Erfahrungsaustausch in Sachen «Independent Living» zu fördern.
Der Dachverband ASKIO beginnt, Seminare für behinderte Menschen und Behindertenorganisationen zu veranstalten, in denen aufgezeigt wird, wie man sich in die Politik einbringen kann.
Die SBB entwerfen das erste Behindertenkonzept. Zentrales Merkmal ist ein Stützpunktbahnhof-System mit speziellen Einrichtungen für den Ein- und Auslad von Rollstühlen. 49 SBB-Bahnhöfe und 7 andere sind davon betroffen. Zwei Jahre später werden die ersten Mobillifte in Betrieb genommen.
Am 17. Mai 1990 laden die SBB in Zürich zur festlichen Einweihung des modernsten Schnellbahnkonzeptes der Schweiz ein. Über 100 Menschen mit Behinderungen protestieren vor Ort, dass zum wiederholten Male neue Züge in Verkehr gesetzt werden, aus denen ein grosser Teil der Behinderten ausgeschlossen ist.
Im August gleichen Jahres unterzeichnet der amerikanische Präsidenten Georg Bush ein umfassendes Gesetz, das jegliche Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen in den USA untersagt. Das Gesetz trägt die Bezeichnung ADA «American with Disabilities Act».
Die bundesdeutschen Selbstbestimmt-Leben-Initiativen schliessen sich 1990 zu einer Dachorganisation mit dem Namen «Interessenvertretung selbstbestimmt Leben in Deutschland» zusammen.
ASKIO organisiert am 31.8.1991 in Bern eine Kundgebung «10 Jahre nach dem UNO-Jahr der behinderten Menschen».
1992
Die Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen veröffentlicht die Planungsbroschüre «Wohnungsbau hindernisfrei - anpassbar» und verschickt sie an alle Architekten. Bis heute werden über 50'000 Exemplare davon verteilt.
Die ASKIO führt an ihrer Delegiertenversammlung am 24.4.1993 eine intensive Debatte über das «Für und Wider» eines Gleichstellungsgesetzes durch. Eingeladen ist unter anderem der deutsche Aktivist Ottmar Miles-Paul von der Interessenvertretung «Selbstbestimmt-Leben», der ein eindrückliches Plädoyer für ein solches Gesetz hält.
Der Sonderberichterstatter Leandro Despouys legt 1993 der UNO einen Bericht vor, der aufzeigt, dass die Menschenrechtssituation von Menschen mit Behinderungen ungenügend berücksichtigt wird. Behinderte Personen sind weltweit massiven Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. Die UNO-Generalversammlung verabschiedet daraufhin die «Rahmenbestimmungen für die Herstellung der Chancengleichheit für Menschen mit Behinderungen» (Res. 48/96). Der 3. Dezember wird zum alljährlichen «Internationalen Tag der Behinderten» ernannt und 1993 erstmals durchgeführt.
1994
Das erste österreichische Zentrum für Selbstbestimmtes Leben «BIZEPS» wird im Frühjahr 1994 aus der Taufe gehoben. Von Beginn an setzen sie sich gemeinsam mit anderen Organisationen für ein österreichisches Gleichstellungsgesetz nach amerikanischem Vorbild ein.
1994 führen zahlreiche Rollstuhlfahrer aus Basel, Zürich und Bern zusammen mit den örtlichen Behindertenorganisationen eine Rollstuhldemo durch mit dem Titel «Au miir wänn Bus und Trämli fahre». Kurz danach wird in den beiden Basler Kantonen eine entsprechende Volksinitiative eingereicht.