Am 17.3.2018 findet die Kundgebung «Gleichstellung für Menschen mit Behinderungen: JETZT» in Bern statt.
Die Umsetzung der Behindertengleichstellung wird weiter vorangetrieben
2015–2017
Eine Evaluation, die das eidgenössische Departement des Innern (EDI) 2015 über die Wirkung des BehiG vornehmen lässt, kommt zum Schluss, dass Fortschritte in der Behindertengleichstellung erzielt worden sind.Der Bund entscheidet 2016 zusätzliche Investitionsbeiträge bei Umbauten von Hochschulen zu leisten. Damit soll der Zugang zur Bildung für Menschen mit Behinderungen verbessert werden.
Mitte 2016 legt der Bundesrat den ersten Initialstaatenbericht zur UNO-BRK vor. Der Bericht berücksichtigt den Stand der Gesetzgebung bis 2016. Der Bericht vermittelt ein positives Bild hinsichtlich der Rechte von Menschen mit Behinderungen. Im folgenden Jahr publiziert Inclusion Handicap ein Schattenbericht zum Stand der Umsetzung der UNO-BRK. Diese Publikation, die in enger Zusammenarbeit mit 25 Behindertenorganisationen erarbeitet wurde, macht deutlich, dass in sämtlichen Lebensbereichen noch ein grosser Handlungsbedarf besteht.
Der Bundesrat veröffentlicht 2017 einen Zwischenbericht zur Behindertenpolitik. Er stellt fest, dass die Behindertengleichstellung als Querschnittsthema zu verankern ist. Zudem sollen Bund und Kantone in der Behindertenpolitik stärker zusammenarbeiten. Enttäuscht vom Zwischenbericht verlangen die regionalen Behindertenkonferenzen in einer Resolution ein koordiniertes Miteinander der staatlichen Ebenen auf Basis einer kohärenten nationalen Behindertenpolitik sowie die Erarbeitung eines verbindlichen Aktionsplanes mit konkreten und terminierten Massnahmen.
2018–2020
Trotz heftigem Regen nehmen 300 Personen am 17.3.18 auf den Bundesplatz in Bern an der Kundgebung «Gleichstellung für Menschen mit Behinderungen: JETZT» teil. In mehreren Schreiben werden alle Gemeinden aufgefordert, Unterlagen der realisierten Massnahmen einzusenden. 120 Gemeinden nehmen an der Umfrage teil.Der Bundesrat verabschiedet 9.5.2018 einen wegweisenden Bericht zur Behindertenpolitik. Erstmals anerkennt er, dass es konkrete Massnahmen braucht, damit Menschen mit Behinderungen autonom am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Die volle und gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen wird als Oberziel festgehalten.
Als erste Gemeinde in der Schweiz stellt Uster (ZH) auf Oktober 2018 eine Inklusionsbeauftragte ein. Zudem bewilligte der Stadtrat einen wiederkehrenden Kredit von Fr. 100’000 für die Umsetzung verschiedenster Verbesserungen. Auch der Kanton Zürich setzt neue Akzente. Er will eine kantonale Koordinationsstelle für die Behindertenpolitik schaffen und ein Aktionsplan erstellen. 2019 beginnen die erforderlichen Arbeiten.
2021–2023
In den Kantonen BS, BL, FR, GE, JU, NE, VD und VS werden neue Behinderten- oder Rahmengesetze erlassen oder solche vorbereitet. Damit werden wichtige Regelungen für die Umsetzung dieser Gleichstellung geschaffen. Auch die Kantone AR, GL, GR, ZG und ZH wollen dieses Anliegen stärken und unternehmen erste Abklärungen.
Im März 2022 prüft der Behindertenausschuss der UNO, wie die Schweiz die UNO-BRK umsetzt. Dabei stellt er der Schweiz ein schlechtes Zeugnis aus. Der Ausschuss ist besorgt über die fehlende Umsetzung der BRK in vielen wichtigen Bereichen des Lebens und sieht viel Nachholbedarf. Der Prüfung vorausgegangen war ein nationaler Weckruf am 9.3.2022 auf dem Bundesplatz in Bern. Hunderte von Menschen mit Behinderungen verlangten vom Bundesrat eine konsequentere Umsetzung der Gleichstellung.
Pro Infirmis hat sich zum Ziel gesetzt, dass in Zukunft in den Parlamenten und Regierungsämtern mehr Menschen mit Behinderungen Einsitz nehmen. Sie hat darum im März 2023 eine Behindertensession im Bundeshaus organisiert. Nach einer 3-stündigen Debatte verabschiedeten die Teilnehmer mit einer Behinderung eine Resolution. Darin werden Politik, Behörden und Zivilgesellschaft aufgefordert, die politische Vertretung von Menschen mit Behinderungen zu verbessern.
Am 27.4.2023 lancierte ein überparteiliches Komitee die Inklusionsinitiative «Gleichstellung, Teilhabe, Selbstbestimmung und Assistenz für Menschen mit Behinderungen jetzt!». Den Auftakt bildete eine Sammelaktion in der Berner Innenstadt mit anschliessender Medienkonferenz im Medienzentrum des Bundes. Mit der neuen Initiative sollen die Rechte von Menschen mit Behinderungen weiter gestärkt und eine tatsächliche Gleichstellung in allen Lebensbereichen sichergestellt werden.